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Die Lowlands

Wie zu erwarten, zeichnen sich die Lowlands, das schottische Tiefland, weder durch plätschernde Gebirgsbäche aus noch durch sturmgepeitschte Torfmoore. Folglich schmecken ihre Whiskys traditionell weniger nach Granitquellen und Torf als nach milder Malzsüße und einer Art Fruchtigkeit der Hefe.
Typische Vertreter der Lowland-Whiskys sind Glenkinchie, Auchentoshan und Rosebank. Ausserdem waren hier einige der seltensten Single Malts beheimatet, welche heutzutage nur noch auf Auktionen für astronomische Preise zu haben sind. Darunter Glenflagler, Killyloch und Kinklaith. Die Seltenheit dieser Whiskys hat Ihren Ursprung darin, dass diese hauptsächlich für grosse Markenblends produziert haben und keine eigenständigen Erzeugnisse auf den Markt gebracht haben. Wenn überhaupt, so findet man diese Single Malts nur von unabhängigen Abfüllern wie Gordon&MacPhail oder Signatory. So wurde vom Killyloch nur ein einziges Fass Mitte der Neunziger von Signatory abgefüllt, was einen heutigen Flaschenpreis von 1.500-2.000€ zur Folge hat. Auch der ungleich günstigere Johnnie Walker ist hier in Kilmarnock beheimatet. Allerdings kann man vom heutigen Johnnie-Walker-Whisky keinesfalls behaupten, er besäße Lowland-Charakter, falls er den überhaupt je hatte.

 

Die Inseln

Für viele Menschen sind die windgepeitschten Inseln vor der West- und Nordküste Schottlands der Inbegriff der wilden Schönheit dieses Landes. Herausragend ist in Bezug auf die Whiskyherstellung wohl die Insel Islay im Westen. Alleine hier finden sich acht Brennereien die teilweise einen herausragenden Ruf geniessen. Islay-Malts sind berühmt für ihre Rauchigkeit, die dem Mälzen und dem bräunlich-torfigen Inselwasser zugeschrieben werden. Die südlich gelegenen Brennereien Ardbeg, Lagavulin, Laphroaig und Port Ellen und die Destillerie Caol Ila stellen die am stärksten getorften Whiskys von ganz Schottland her. Port Ellen hörte 1983 auf zu produzieren und wurde jüngst zum grossen Teil abgerissen. Nur das Malz für die anderen Islay-Brennereien wird hier noch produziert.
Derek Cooper, ein Whisky-Experte schrieb in einem akuten Anfall von Übertreibung, als er vor Jahren auf einen besonders potenten Talisker von der Isle of Skye stiess: »die scharfe, leicht ölige, torfige Schroffheit des Buketts steigt mir in die Nase. Der Corpus wälzt sich wie die Lava der Cuillins (Bergkette auf Skye) meine Kehle hinunter. Dann wumm! Die Schläfen dampfen, ein Erbeben erschüttert das Haus, die Augen tränen, Wangen brennen, ich stütze mich auf einen Stuhl…« Er hätte auch sagen können, daß Talisker einen algigen, zugleich pfeffrigen und pikanten Duft mit sauren und süßen Tönen hat und einen mächtigen, warmen, torfigen Abgang. Aber irgendwie gibt Coopers Theatralik das Aufregende dieses charaktervollen Whiskys besser wieder.
Die nördlichste Destillerie Schottlands ist Highland Park auf den Orkney Islands. Der Whisky hat ein sehr ausgeprägtes Aroma, eine Verbindung von Torfrauch und Heidehomig. Der Geschmack ist sauber süß mit einem üppigen, mittelschweren Körper. Das Heide- und Torfaroma kehrt dann in einem weichen, nachhaltigen Abgang wieder.


Die Highlands

Die Highlands sind neben der Insel Islay das klassische Herstellungsgebiet von Scotch Whisky, weshalb man hier auch den grössten Teil der schottischen Destillerien findet. Zur besseren Unterscheidung wird das Gebiet Speyside, wo sich ein grosser Anteil an Destillerien findet noch einmal per Definition abgetrennt.
Insgesamt kann man wohl sagen, dass die hier beheimateten Destillerien einen gehaltvolleren und komplexeren Whisky herstellen, als die Lowland-Destillerien. Herausragend hier ist wohl der aus Campbeltown stammende Springbank. Ein absolutes Top-Produkt, dessen Aromen unter anderem Meersalz und einen Anflug von Mandeln beinhaltet. Sehr viele Springbanks sind so komplex, dass die Aromen kaum zu entschlüsseln sind. Ein Whisky-Kenner bezeichnete den 21-jährigen Springbank mal als »eine Marmorkugel, welche einen Sandstrand heruntergerollt ist und vor einem Walnussbaum zum Liegen kam«.
Die höchstgelegenste Destillerie Schottlands Dalwhinnie ist im Herzen der Highlands beheimatet und produziert einen sanften, aromatischen Malt, leicht fruchtig, nach Heidehonig schmeckend und mit einem delikaten Finish. Die ideale Alternative zu einem Likör.
Den Deveron abwärts gibt die Stadt Banff einer Brennerei ihren Namen. Die Brennerei Banff wurde 1863 gegründet, und hat seitdem Lokalgeschichte geschrieben. Im zweiten Weltkrieg richtete eine verirrte Fliegerbombe derartigen Schaden an, dass ein Grossteil des gelagerten Whiskies verbrannte oder seinen Weg auf die Wiesen und Felder angrenzender Bauern fand. Die dort weidenden Kühe wussten dieses allerdings nicht zu schätzen und gingen reihenweise zu Grunde. Banff wurde 1983 abgerissen und seine Abfüllungen sind seither auf dem Markt zu einer Rarität geworden.


District Speyside

Wie schon erwähnt befinden sich im District Speyside mit Abstand die meisten Destillerien. In dem kleinen Städtchen Dufftown befinden sich zum Beispiel alleine sieben Brennereien, unter anderem mit so klangvollen Namen wie Glenfiddich, Mortlach und Balvenie. Speyside wird auch als die »Kornkammer Schottlands« bezeichnet und ist auch deshalb das Herz der schottischen Whiskyproduktion. Die hervorragende Wasserqualität, welche die Quellen in diesem Gebiet liefern tut dazu sein übriges.
»Kein wahrer oder zumindest urteilsfähiger Whiskyliebhaber, der dieses fast heilige Gebiet frei von Ehrfurcht betreten könnte.« Diese Worte von Aenes Macdonald treffen heute genauso zu wie 1930, als er sie schrieb.
Speyside Whiskys haben generell Süße und Esternoten, die an Birnendrops und Nagellackentferner erinnern, auch an Nelken, Veilchen, Rosen, Äpfel, Bananen, Cream-Soda und Limonade. Sie verfügen über große Finesse und sind die komplexesten und subtilsten Malt Whiskys überhaupt.
In Speyside findet man so hochkarätige Vertreter wie Macallan, Glenfarclas, Linkwood und Glenlivet.
Raritäten von Macallan erzielen auf Auktionen regelmässig Spitzenergebnisse. So wechselte 1997 ein 60jähriger, distilled 1926 für 21.000€ seinen Besitzer. Von dieser Rarität gibt es weltweit nur 12 Flaschen.
Alte Whiskies von Glenlivet oder Linkwood sind dank unabhängiger Abfüller wie Gordon&Macphails schon erschwinglicher. Für 950€ kann ein 1938er Linkwood schon Ihnen gehören.